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Handeln oder nicht Handeln: Das Rubikon-Modell

27. April 2010

ist ein motivationspsychologisches Modell, das die Umsetzung eines Zieles in Handeln darstellt. Es kann also einerseits erklären, warum wir manchmal etwas erreichen und manchmal irgendwo zwischen Wunsch und Erfolg steckenbleiben.

Falls Sie kein Latein hatten oder es gerne wieder vergessen haben, haben sie vielleicht Asterix und Obelix gelesen und erinnern sich an Cäsars Ausspruch „alea iacta est“ (Die Würfel sind gefallen). Damit bekundete Caesar 49 v.Chr. den nach längerer Abwägung gefassten Entschluss, mit seinem Heer den Fluss Rubikon zu überschreiten und einen Bürgerkrieg zu beginnen.

Wenn aus dem Motiv ein Wille wird

Heckhausen und Gollwitzer ging es bei der Wahl des Begriffes Rubikon weniger um Krieg, als um das psychologische Moment, in dem aus Motiven eine Absicht wird, in dem aus der Überlegung ein Plan wird. Diese Umwandlung eines Wunsches in ein Ziel, als ein Festlegen auf seine Realisierung, wurde daher metaphorisch als das Überschreiten des Rubikon bezeichnet. Es werden nicht mehr vielfältige Wenn und Abers gewälzt, die mentalen Kapazitäten werden in Hinblick auf die Absicht gebündelt. Ob dann aus der Absicht – der Intention – ein Erfolg wird, der Krieg gewonnen wird, ist zwar dann auch noch eine Frage der guten Planung und der „Action“, aber ein großer Schritt hin auf den Erfolg ist beim Überschreiten des Rubikon getan.

Manchmal kommt man aber gar nicht bis zum Rubikon, oder bleibt unentschlossen am Ufer stehen. Das mit dem Abwägen der Motive will dann nicht so richtig klappen.

Integration bewusster und unbewusster Motive

Motivbildung erfolgt zu einem großen Teil auch unbewusst. Zwar kann man davon ausgehen, dass jedem bewussten Motiv ein unbewusstes Bedürfnis zu Grunde liegt, andrerseits kann es durchaus passieren, dass bewusste und unbewusste Motive im Widerspruch stehen. Unbewusste Motive äußern sich zudem selten wörtlich. Sie werden im rechtsseitigen, limbischen Erfahrungssystem unseres Gehirns verarbeitet und gespeichert und das arbeitet eher bildlich als wörtlich und kann eher empfunden als gedacht werden. Die unbewussten Motive äußern sich eher als Zu- und Abneigungen, als Stimmungen, Lust und Unlust, irgendwie diffus und undeutlich.

Wenn Sie aber so wichtig sind, die unbewussten Motive, wie kommt man an sie ran? Zum einen hilft Selbstgespür, also achtsam wahrnehmen, ob „etwas“ positive und negative Empfindungen hervorruft. Dabei kann ein und dasselbe „etwas“ sowohl positive als auch negative Empfindungen (oder auch keine) hervorrufen. Wie gut einem das gelingt, kann man an alltäglichen Angelegenheiten ausprobieren. Z.B. schaue ich mir die Speisekarte ohne Preise und Höflichkeiten an und ergründe, welches Gericht die meisten positiven und die wenigsten negativen Beigeschmäcker hat oder Sie probieren das mit Farben, mit Stoffen oder was Ihnen sonst so einfällt.

Der zweite Zugang sind Bilder. Ganz eigentlich „denkt“ das limbische System nicht mal in Bildern, sondern drückt sich über körperliche Empfindung aus. Bilder funktionieren jedoch als eine Art Übersetzer zwischen dem „wilden Denken“ vorsprachlicher Empfindung und sprachlichem Bewusstsein. (So kann man z.B. die nächtlichen Traumbilder, sofern man sie erinnert, als Botschaften aus dem eigenen Unbewussten auffassen). Die unbewussten Motive erwischt man also z.B. in dem man Wünsche malt, innere Bilder aktiviert oder das Augenmerk auf die Bilder lenkt, die sich in der Sprache verstecken. Metaphern wie „ich möchte frei wie ein Adler sein“ oder „mutig wie ein Löwe“ drücken manchmal mehr über die „eigentlichen“ Motive aus, als die ordentlichen und der Realität in vorauseilendem Gehorsam angepassten und wohltemperierten Ziele. Nicht, dass es die nicht auch bräuchte für erfolgversprechendes Handeln. Aber es ist das Wilde Denken, von dem die Kraft für den Sprung über den Rubikon kommt.

Literatur:
Jutta und Heinz Heckhausen (2006): Motivation und Handeln. Springer Verlag
Julius Kuhl (2001): Motivation und Persönlichkeit. Hogrefe
Frank Krause und Maja Storch (2006): Ressourcenorientiert coachen mit dem Zürcher Ressourcen Modell ZRM. Psychologie in Österreich 1(2006).
Der Begriff „Wildes Denken“ stammt von Claude Levy-Strauss. Habe das Buch aber nicht mehr, sehe man mir die fehlende Quelle nach.

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UlrikeRheinberger_peak8Coaching_BlogHier schreibt Ulrike Rheinberger, Organisationsberaterin und Coach aus Berlin zu Themen rund um Coaching, Personal- und Organisationsentwicklung.

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