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Die Kunst der Selbstreflexion

12. August 2010

SelbstreflexionSelbstreflexion scheint selbstverständlich.

Aber was ist das Selbst überhaupt und sind jeder innere Dialog, all die Gedankenschnipsel, Schnellurteile und Planspiele, die wir so in unserem Kopf haben schon Selbstreflexion?

Was ist denn Selbst?

Das Selbst kann man auffassen, als das gesamte explizite und implizite Wissen, das eine Person über sich selbst hat. Das Selbst ist dabei keine statische Größe, sondern ein Prozess in dem lebenslänglich Motive, Werte, Funktionen und Verhalten als Identitäten und verinnerlichte Rollen gebildet und geformt werden.

Gedachtes und gefühltes Selbst

Unterscheiden kann man das analytische Selbstkonzept, also die eher kategoriale, differenzierenden, verstandesmässige Selbstbeschreibung (sich selbst wie ein Objekt sehen) und das intuitive Selbstbild, also eher die bildliche, metaphorische und „gefühlte“ Selbstbeschreibung (sich selbst als Subjekt fühlen).

Selbstaufmerksamkeit,

also die Fähigkeit, sich SELBST wie ein Objekt zu betrachten, kann ausgelöst werden durch einen Blick in den Spiegel, in öffentlichen Situationen, wenn man sich durch andere beobachtet weiß, durch Lob oder Kritik, durch ungewohnte, kritische und belastende Lebensereignisse (z.B. ein neuer Job, der Verlust eines Jobs, einen Rückschlag oder eine Trennung).

Realselbst und Idealselbst

Selbstaufmerksamkeit löst einen inneren Abgleich aus zwischen dem Realselbst, wie man sich selbst sieht und dem Idealbild (wie man sich selbst gern hätte oder glaubt, das einen die anderen hätten). Entstehen dabei Diskrepanzen, löst dies eher unangenehme Gefühle aus. Das ist erst einmal der Normalfall, meist sind unsere Ansprüche höher als das, was wir umsetzen.

Die Aspekte, die durch die Situation angesprochen werden, rücken in den Fokus der Aufmerksamkeit und werden intensiver wahrgenommen. Im Prinzip gibt es dann 4 Strategien mit denen diese unangenehmen Gefühle wieder aufgelöst werden.

  • (a)Die Situation, die unangenehme Gefühle auslöst, wird vermieden.
  • (b) Es wird defensiv reagiert, etwa indem man jemanden anderem oder den Umständen die Schuld gibt.
  • (c) Das Verhalten wird angepasst.
  • (d)Vertiefte Selbstreflexion (alleine oder im Gespräch mit anderen Es erfolgt z.B. eine innere Umdeutung, d.h. das Idealselbst wird etwas „heruntergeschraubt oder das Realselbst wird anders beurteilt und es wird nach weiteren möglichen Verhaltens- und Wahrnehmungsoptionen gesucht.

Option ( a) und (b) mögen zwar in manchen Situationen durchaus angemessene Reaktionen sein, alledings ermöglichen nur Option (c) und (d) einen Lernprozess, der den eigenen Handlungs- und Möglichkeitsspielraum erweitert.

Selbstreflexion ist allerdings ein fragiler und leicht störbarer Prozess. Ausgeprägte und zielorientierte Selbstreflexionsprozesse treten eher selten auf und werden unbewusst, manchmal auch bewusst vermieden, einfach weil sie auch unangenehm und anstrengend sein können. Auch hochgradig selbstkompetente und erfolgreiche Personen scheitern am „konsequent zu Ende reflektieren.“ Deswegen kann es manchmal hilfreich sein, an einem Problem zielgerichtet mit Papier und Bleistift zu arbeiten oder es mit Freunden und Kollegen zu besprechen. Oder auch sich bei einem immer wiederkehrenden Problem die Unterstützung eines Coaches zu holen. Letztendlich ist Coaching nichts anderes als eine erweiterte und vor allem zielorientierte Selbstreflexion.

Zuviel Selbstreflexion?

Manche Menschen neigen aber auch zu einem zuviel an Selbstreflexion kann. Das äußert sich dann in ziellosem im-Kreis-Denken und Grübeln. Dann geht es eher darum, die Selbstreflexion zu unterbrechen und erst einmal ganz schönfärberisch einen freundlicheren Blick auf sich selbst zu werfen.

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Über die Autorin

UlrikeRheinberger_peak8Coaching_BlogHier schreibt Ulrike Rheinberger, Organisationsberaterin und Coach aus Berlin zu Themen rund um Coaching, Personal- und Organisationsentwicklung.

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